

Zusammen mit Angelika und Latti habe ich in dieser Episode mal das Thema Lerncoaching besprochen. Die beiden sind schon lange Corporate Learning Coaches bei der DATEV und ich wollte wissen, was die Rolle ausmacht und welche Rolle KI im Lerncoaching spielt oder spielen kann.
Im Podcast geben Angelika und Latti Einblicke in ihre Arbeit als Corporate Learning Coaches bei DATEV. Sie erläutern, wie die Rolle entstanden ist, welche Aufgaben sie umfasst und wie sie sich von klassischem Coaching unterscheidet. Dabei beleuchten sie auch die Potentiale und Grenzen von KI als Learning Coach und geben einen Ausblick auf die Zukunft ihrer Rolle.
Die Geschichte der Corporate Learning Coaches bei DATEV begann 2018 mit der Einführung flexibler Feature-Teams. Diese Teams arbeiteten mit einem gemeinsamen Backlog und hatten nur etwa drei Monate Zeit für ihre Arbeitspakete. Da oft erst kurz vorher bekannt wurde, welches Team welches Paket übernimmt, entstand regelmäßig eine Lücke zwischen den vorhandenen und den benötigten Fähigkeiten.
Um diese “Gaps” schnell zu schließen, wurde die Rolle des Corporate Learning Coaches geschaffen. Latti, ursprünglich Mainframe-Entwickler mit einer Ausbildung zum Datenverarbeitungskaufmann, war 2019 der erste in dieser Position. Seine Transformation vom klassischen Programmierer zum Learning Coach wurde durch Erfahrungen auf Barcamps wie der SoCraTes geprägt, wo er neue Formen des Lernens und Wissensaustauschs kennenlernte.
Angelika, Diplompädagogin mit Schwerpunkt Erwachsenenbildung, stieß Ende 2019 zum Team und absolvierte ein Training-on-the-Job bei Latti. Die beiden ergänzen sich optimal: Während Latti den technischen Hintergrund und ein ausgeprägtes Netzwerk mitbringt, verfügt Angelika über didaktisches Know-how und Coaching-Kompetenzen.
Der Corporate Learning Coach bei DATEV unterscheidet sich deutlich von klassischen Beratungs- oder Mentoring-Rollen. Im Zentrum steht eine spezielle Haltung: Die Coaches sehen sich nicht als Wissenslieferanten, sondern als Begleiter, die davon ausgehen, dass die Lernenden selbst am besten wissen, was sie lernen möchten.
Diese Haltung manifestiert sich in mehreren Prinzipien:
Bei DATEV existieren drei verwandte Rollen: Lerncoach, Lernbegleiter und Corporate Learning Coach, wobei letztere die umfassendste ist und Elemente aller anderen Rollen integriert.
Die Rolle der Corporate Learning Coaches bei DATEV ist bewusst vielschichtig und flexibel gestaltet. Sie arbeiten auf vier verschiedenen Ebenen:
Ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit ist die Kuration von Lerninhalten. Sie fungieren als “Auge und Ohr” für ihre Einheit, entdecken relevante Informationen und leiten diese gezielt an die entsprechenden Zielgruppen weiter. Dabei nutzen sie Teams-Kanäle mit spezifischen Labels, um sicherzustellen, dass nicht jeder alles bekommt, sondern nur die relevanten Informationen.
Das Netzwerk spielt eine zentrale Rolle in ihrer Arbeit. Wie Angelika es formuliert: “Das Netzwerk ist der schnelle Zugriff auf das Wissen der anderen.” Statt externes Know-how teuer einzukaufen, vermitteln sie oft zu internen Experten oder nutzen ihre externen Kontakte für schnelle Lösungen.
Ein konkretes Beispiel für ihre Arbeitsweise: Bei einem AWS-Schulungsbedarf konnte Latti durch sein Netzwerk innerhalb einer Woche einen Experten organisieren, während der klassische Beschaffungsprozess über die Weiterbildungsabteilung Wochen gedauert hätte.
Neben dem direkten Coaching betreiben die beiden auch aktives Community Management. Sie organisieren alle sechs Monate einen “Lerntag” für ihre gesamte Einheit, bei dem rollen- und hierarchieübergreifend voneinander und miteinander gelernt wird. Dabei bringen sie bewusst Menschen auf die Bühne, da das Erklären von Wissen den Lerneffekt für die Vortragenden selbst verstärkt.
Ein wichtiger Baustein ihrer Arbeit ist das Expert Debriefing - ein Verfahren, um Wissen von ausscheidenden oder wechselnden Mitarbeitern zu sichern und zu transferieren. Dabei geht es nicht nur um dokumentiertes Wissen, sondern vor allem um die Erfahrungen und impliziten Kenntnisse, die in den Köpfen der Menschen gespeichert sind.
Die Coaches haben auch eine “Sprechstunde” etabliert - einen festen virtuellen Raum, in dem sie zu bestimmten Zeiten ansprechbar sind. Interessant dabei: Oft entstehen zufällige Begegnungen zwischen verschiedenen Personen, die zu unerwarteten Wissenstransfers führen - sogenannte Serendipity-Effekte.
Die Anforderungen an einen Corporate Learning Coach sind vielfältig und lassen sich nicht in einer klassischen Stellenausschreibung abbilden. Die wichtigsten Fähigkeiten umfassen:
Grundlegende Kompetenzen:
Spezifische Skills:
Interessant ist, dass typische Coaching-Ausbildungen oft wichtige Aspekte wie Netzwerken nicht abdecken. Die beiden betonen, dass viel Intuition und Offenheit im Umgang mit Menschen erforderlich ist, was sich schwer in standardisierten Ausbildungsprogrammen vermitteln lässt.
Das Thema künstliche Intelligenz als Learning Coach wird von beiden differenziert betrachtet. Sie nutzen KI bereits als Unterstützung in ihrer eigenen Arbeit, etwa für die Texterstellung oder zur Vorbereitung von Vorträgen. Auch bei der Kuration von Lerninhalten kann KI hilfreich sein, um schnell Überblicke zu verschaffen.
Potentiale der KI:
Grenzen der KI:
Ein zentraler Punkt ist, dass KI derzeit nicht die Fähigkeit besitzt, Menschen zu vernetzen oder ein soziales Netzwerk aufzubauen. Während eine KI theoretisch auf alle Unternehmensdaten zugreifen und dadurch Expertise identifizieren könnte, fehlen noch die technischen und datenschutzrechtlichen Voraussetzungen dafür.
Die Messung der Wirkung von Learning Coaching ist eine bekannte Herausforderung. Bei DATEV haben sie einen pragmatischen Ansatz gewählt: Sie rechneten die gesparten Prozesskosten gegen ihre eigenen Kosten. Beispielsweise konnten sie bei AWS-Schulungen durch ihr Netzwerk Wochen an Beschaffungszeit sparen.
Nach dem ersten halben Jahr hatten sich ihre Kosten bereits amortisiert. Allerdings geben sie zu, dass die eigentliche Lernwirkung schwer messbar bleibt - ein Problem, das auch bei formellem Lernen besteht.
Positive Effekte zeigen sich oft indirekt: Wenn Teams nach einem Townhall-Meeting andere Teams kontaktieren, weil sie gehörte Tools benötigen, oder wenn Wissen zwischen Abteilungen transferiert wird. Diese “stillen” Erfolge sind schwer quantifizierbar, aber für die Organisation sehr wertvoll.
Für die Zukunft ihrer Rolle haben die beiden klare Vorstellungen: Sie möchten ihre Flexibilität und Anpassungsfähigkeit bewahren. Angelikas größter Wunsch ist es, “dass diese Veränderungsmöglichkeiten bestehen bleiben” und sie nicht in starre Prozesse gepresst werden.
Die Wirksamkeit ihrer Rolle hängt davon ab, dass sie organisch dort eingesetzt werden, wo sie den größten Nutzen entfalten können. Eine zu starke Formalisierung würde ihrer Ansicht nach die Effektivität reduzieren.
Bezüglich der Skalierung sehen sie den größten Hebel darin, gezielt dort zu wirken, wo sie den maximalen Impact erzielen können, anstatt die Anzahl der Coaches zu multiplizieren.
Für alle, die sich für das Thema Learning Coaching interessieren, empfehlen die beiden verschiedene Ressourcen:
Communities:
Experten und Influencer:
Unternehmen als Vorbilder:
Beide betonen die Wichtigkeit von externen Impulsen und Netzwerken, um nicht im “eigenen Saft zu schmoren” und kontinuierlich neue Ideen und Ansätze zu entdecken.
Disclaimer: Die Zusammenfassung ist mit KI-generiert.